Montag, 9. Januar 2023
Aufbruch ins All -74
"Das ist sicher hochinteressant," meint Maître Myers.
"Aber wo gibt es heute noch diese Probleme, die vor 700 Jahren noch bestanden?"

"Hm," brumme ich. "Die irdische Industrie ist in den vergangenen Jahrhunderten in ihrer Moral nicht besser geworden. Unter allen Firmen, die die Gewinnmaximierung als Unternehmensziel gewählt haben, sticht die Space Ressource Corporation besonders hervor. Aber es gibt genug andere, die ihre Umwelt nach dem Motto ausbeuten 'Nach uns die Sintflut', Hauptsache, sie haben ihren Gewinn auf Kosten der Menschen erhöht!
Wir haben in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder geschaut, was die Menschheit von den Indigenen lernen kann. Unsere Sponsorfirma Biontech Industries Ltd. hat vom Archiv die Speisepläne der Indigenen erhalten und sie schauen, wie man daraus Nahrungsmittel für die Milliarden Menschen auf der Erde herstellen kann. Sie erforschen aber auch die biologischen Bestandteile der Pflanzen, mit denen die Indigenen tagtäglich umgehen, ob sich daraus Medikamente und Kosmetika herstellen lassen. Dazu wird auch erforscht, ob sich die Pflanzen mittels Vertical Farming kultivieren lassen, um die Indigenen in ihrem Lebensraum nicht zu stören. Für die Herstellung der Medikamente und Kosmetika vergibt unsere Earth Pharmaceutical Company weltweit Lizenzen."

Maître Myers Schüler hat die ganze Zeit zugehört. Nun fasst er das Gehörte kurz zusammen und stellt fest:

"Die Aktivitäten unserer Chisei nehmen Partei für die Menschen, die sich nicht wehren können und die Aktivitäten unserer Sponsorfirmen übersetzen das Wissen uralter Gesellschaften in moderner Art zum Wohl der heutigen Menschen."

Ich habe ihn lächelnd reden lassen. Er hat den Sinn unseres Archivs erfasst. Wir haben uns längst an einen Tisch gesetzt und jeder ein Glas Tee vor sich stehen. Zum Stichwort 'Sponsorfirmen' berichte ich den beiden Männern nun:

"Neben der Biontech Industries Ltd. haben in den vergangenen Jahrhunderten weitere Stipendiaten Firmen gegründet, die allesamt als Sponsorfirmen für unsere Organisation O-Chisei auftreten. Bis zum heutigen Tag sind das die Lunar Reparaturdock, Tanaka Accutronics, die Lunar Ship Systems, die Warp Research Laboratories, die Genetech Corporation, die Space Geological Corporation und das Yamamoto Design Collective. Daneben haben wir in den Jinjas unter der Aufsicht des Archivs Beobachter, die die Publikationen von Wissenschaftsjournalisten und anderen durchforsten und den Sponsorfirmen diese Informationen schnellstmöglich zur Verfügung stellen.
Ein Beispiel ist die Firma Warp Research Laboratories. Im Jahr 2022 ist es Wissenschaftlern gelungen, in einem Forschungslabor zufällig eine Mikro-Warp-Blase zu erzeugen. Sie sind perplex gewesen und haben ihr Ergebnis immer wieder überprüft bevor sie es veröffentlicht haben. Sie haben damals hochgerechnet, wieviel Energie es benötigt, diese Technik so zu vergrößern, dass man damit ein Raumschiff antreiben könnte. Über die riesige Energiemenge sind sie desillusioniert gewesen. Darüber sind nun etwa 700 Jahre vergangen. Natürlich ist die technische Entwicklung nicht stehengeblieben. Fusionsreaktoren brauchen heute nicht mehr so viel Raum und so viel Gewicht wie damals und ihre Leistungsfähigkeit ist gegenüber damals immens gestiegen. Trotzdem kann man mit den aktuellen Warp-Antrieben auch heute noch keine Reisen zu fernen Sternen unternehmen. Sie eignen sich aber vorzüglich für interplanetare Reisen im Sonnensystem. Unsere Konkurrenz von der Space Ressource Corporation benutzt für die Langstrecke immer noch Ionen-Strahltriebwerke. Zur Navigation auf engem Raum nutzen wir, genau wie sie, noch Strahltriebwerke. Damit werden Richtungsänderungen, sowie Start- und Bremsmanöver durchgeführt. Der Treibstoff dafür liefert die Venus. Aus den atmosphärischen Gasen wird der Treibstoff hergestellt. Er ist der Rohstoff auf den die Venus ihren Export aufbaut.
Die Mitarbeiter unserer Sponsorfirmen, die alle einmal der O-Chisei angehört haben, dürfen auf unser Archiv zugreifen. Diese Mitarbeiter haben in den Schulen unserer Jinjas unsere Philosophie aufgesogen. Das garantiert, dass sie zum Wohle ihrer Mitmenschen und der Menschheit forschen und arbeiten. Gleichzeitig sollen sie ihre Forschungs- und Arbeitsergebnisse in unserem Archiv ablegen. Diese Cross-Effekte ermöglichen einen schnellen Fortschritt in der Technik. So sind wir mit unseren Sponsorfirmen zusammen eine große Familie. Die Menschheit hat sich in den vergangenen Jahrhunderten von ihrem Heimatplaneten zum Teil gelöst und die Nachbarplaneten im inneren Sonnensystem besiedelt. Wie ich das gerade von der Venus angesprochen habe, kann ich hier auch den Mars nennen. Nur dass sich der Mars von der Prospektoren-Gesellschaft Mars-Ressource Corporation losgesagt und in der Folge abgeschottet hat. Danach hat sich die Mars Ressource Corporation in Space Ressource Corporation umbenannt und umorganisiert."

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