Freitag, 31. März 2023
Neue Heimat L98 59b (18)
Von Zeit zu Zeit stöhnt Sophie leise auf. Dann haben wir es geschafft und das Lufttaxi hält auf der Landeplattform vor der Klinik. Ich nehme Sophies Tasche aus dem Fluggerät und helfe ihr danach heraus. Wir betreten die Klinik und gehen zur Geburtsstation. Dort angekommen, werden die ersten Untersuchungen gemacht. Der Wehenschreiber wird angelegt.

"Der Muttermund ist noch nicht weit genug offen," erklärt der Roboter, der hier als Hebamme eingesetzt wird. "Ansonsten ist alles okay. Gehen Sie mit ihrer Frau noch ein paar Mal den Gang auf und ab."

Es wird 6 Uhr. Es wird 9 Uhr.

Der Roboter misst von Zeit zu Zeit Sophies Werte. Alles im grünen Bereich?

Immer wieder wechseln kurze Untersuchungen mit kleinen Spaziergängen. Zwischendurch muss ich Sophie öfter festhalten. Sie atmet schwer, wenn wieder eine Wehe kommt.

Gegen Mittag soll sie sich hinlegen. Sie kann nicht mehr. Dann um halb zwei Uhr schiebt man sie in einen Nebenraum.

Der Gynäkologe sagt zu mir:
"Sie dürfen ihre Frau gerne begleiten, wenn Sie sich stark genug fühlen!"

Ich ziehe einen Stuhl heran und halte Sophies Hand. Sie wird aufgefordert zu pressen. Nach einer Weile, in der ich Sophie ein feuchtes Tuch auf die Stirn legen darf, hält der Frauenarzt ein kleines Bündel in der Hand. Unsere Tochter hat das Licht der Welt erblickt! Sie wird abgenabelt, gewaschen und in warme Tücher gehüllt. Danach legt die Robot-Hebamme ihr Sophie in den Arm.

"Schauen Sie, das ist ihre Tochter! Wie soll sie denn heißen?" fragt der Roboter.

Ich antworte:
"Anne."

Dabei beuge ich mich über das Baby. Es schaut mich aus dem Frottiertuch neugierig an und streckt mir ein Ärmchen entgegen. Zuerst berühre ich das Händchen glücklich lächelnd mit meinem Zeigefinger. Anne fasst beherzt zu und umfasst meinen Finger mit allen Fingerchen ihrer Hand.

Währenddessen legt der Roboter unserem Baby ein Band mit seinem Namen um sein Handgelenk. Ich beuge mich über meine erschöpfte, aber glücklich lächelnde Sophie, gebe ihr einen zarten Kuss und drücke stumm ihre Hand.

"Wir wollen ihre Frau nun auf die Wöchnerinnenstation bringen," sagt der Roboter jetzt.

Sophie wechselt auf ein bereitstehendes Krankenbett und der Arzt öffnet die Tür zum Gang. Der Roboter fährt sie in ein Zimmer, in dem schon eine andere Frau liegt, neben sich ein Babybett. Ich bin ihnen gefolgt.

Nun nehme ich mir einen Stuhl, setze mich neben Sophie und streichele ihre Wange. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand berühre ich vorsichtig Annes Finger. Wieder greift sie danach und steckt sie sich in den Mund. Ich bin glücklich und lasse sie gewähren.
Sophie muss noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Danach soll sie zu Nachuntersuchungen zu ihrem Frauenarzt gehen.

*

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