Mittwoch, 12. April 2023
Neue Heimat L98 59b (22)
Im Sommer spielen die Kinder draußen in warmem Wasser und ich muss extra passende Hosen besorgen, die man über die Windeln anziehen kann. Im Tageslauf erhöht der Kindergarten nach und nach von einer richtigen Mahlzeit auf drei und Anne braucht für jede Mahlzeit ein frisches Lätzchen. Zum Jahresende bittet uns der Kindergarten um Schuhe. Vorher haben sie auf Strümpfen draußen spielen dürfen. Sobald sie allerdings größer und sicherer werden, sollen die Kinder Schuhe anziehen.

Das erste Kindergartenjahr ist sehr spannend gewesen, wenn man ihre Entwicklung beobachtet. Sie spricht immer mehr und kennt schon das Symbol, das ihr zugeordnet ist. Auch erkennt man Sympathien der Kinder untereinander. Als Anne bei der morgendlichen Begrüßung von einem anderen Mädchen umarmt wurde, ist mir warm ums Herz geworden.

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Wir haben uns so daran gewöhnt, dass wir nach Jahren immer noch zu dritt im Doppelbett schlafen. Meine friedlich schlummernde Kleine schütze ich, indem ich Raimond den Rücken zukehre. So liege ich in der Mitte und Raimond auf meiner anderen Seite.

Der liebevolle Vater unserer Kleinen streichelt meinen Rücken, fährt sanft mit den Fingerspitzen über meine Rippen und stemmt sich auf seinem Ellbogen hoch. Er legt sein Kinn auf meine obenliegende Schulter und schaut nach Anne. Unsere Kleine schläft tief und fest im Urvertrauen beschützt zu werden. Sie ist jetzt schon fast vier Jahre alt.

Wieder einmal drehe ich mich vorsichtig auf den Rücken und lasse Raimonds Liebkosungen zu. Diesmal ist etwas anders als sonst. Zwei Wochen später warte ich vergeblich auf meine Regel. In leiser Vorahnung fliege ich zu meinem Frauenarzt und er bestätigt meinen Verdacht. An den nächsten Tagen fliege ich mit dem Lufttaxi zu der Geburtsklinik, in der schon Anne geboren wurde.

Wieder bereite ich uns ein festliches Abendessen, um Raimond die freudige Nachricht nach seinem Feierabend im gebührenden Rahmen übermitteln zu können. Bei den folgenden Untersuchungen in der Klinik eröffnet man mir, dass ich einem kleinen Jungen das Leben schenken werde.

Raimond schlägt vor, dass wir unseren Jungen John nennen sollen. Ich bin mit der Entscheidung einverstanden. Wir lassen ihn also später unter diesem Namen in der Verwaltung registrieren. Nun müssen wir uns umorganisieren. Raimond zieht mit Anne in das Gästezimmer, während ich mit John weiterhin im Schlafzimmer nächtige. Zu Anfang schläft unser Sohn über 20 Stunden am Tag mit gelegentlichen Wachphasen, weil er Hunger bekommt. Anne geht von 8 bis 18 Uhr in den Kindergarten. Ihr Papa bringt sie dorthin und holt sie wieder ab. Sie hat ihren vierten Geburtstag inzwischen hinter sich.

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