Freitag, 9. Februar 2024
Keltische Druiden -29
Ich schaue den Meister erstaunt an und frage:
"Der Eichelhäher ist mein Krafttier?"

"Ja," bestätigt der Meister. "Jeder Druid hat sein persönliches Krafttier. Meines ist der Hirsch. Meister Fions Krafttier ist der Wolf. Und dein Krafttier, das du in scheinbar ausweglosen Situationen zu Hilfe rufen kannst, ist der Eichelhäher!"

"Ich freue mich über seine Hilfe, aber irgendwie kommt es mir immer noch unwirklich vor! Ein Eichelhäher attackiert erfolgreich einen gefährlichen Bären!"

"Der Eichelhäher war ja nicht allein, Venia! Das Bindeglied zwischen dir und dem Vogel ist Kernunnis -Gott der allumfassenden Natur- gewesen."

Ich schaue den Meister mit großen Augen an.

"Wie kann ich es schaffen, nicht mehr solche Angst zu spüren, wenn ich in Gefahr bin?"

"Du sprichst von dem Bären? Du fühlst dich wie gelähmt und hast in dem Moment alles vergessen, was ich dich lehre, Venia?"

Ich nicke verschämt.

"Du spürst selbst, Venia, Angst ist dein Feind! Vertrauen ist dagegen dein Schutzschild!"

Ich frage ihn nun:
"Ist es aber nicht klug sich zu fürchten, wenn man nicht weiß, was werden wird?"

"Wer sich selbst bezwingt ist der größte Krieger! Was du tun musst, das tue mit der Weisheit des Herzens."

"Meister Erin! Ich weiß nicht, ob ich das je können werde."

"Lausche dem Leuchten des Himmelsblaus. Schau das Summen des Flügelschlages der Hummel. Höre an einem heißen Tag den Hauch des Eises in der Luft. Wenn du all das vermagst, dann wirst du es wissen!"

Ich senke den Blick und denke mir:
'Meister Erin verlangt Unmögliches von mir!'

Er legt mir seine Hand auf die Schulter. Ich schaue auf und blicke in seine Augen, die mich voller Zuneigung ansehen.

"Führe deine Übungen weiter durch, Venia. Wenn du die Schwingungen der Natur und ihrer Geschöpfe zu erspüren vermagst, brauchst du keine Angst mehr haben. Du bist stets vorgewarnt! Also kannst du deine Handlungen danach ausrichten. Bis es soweit ist - und ich spüre, es dauert nicht mehr lange - begleite ich dich auf allen deinen Wegen. Auch wenn du meinst, allein zu sein."

"Du bist allezeit bei mir, liebster Niallan -Meister-?"

"Bin ich, meine liebste Chihn -Schülerin-!"

"Weißt du, was ich mir sehnlichst wünsche, Meister Erin?" spreche ich meine Gedanken vorsichtig an.

"Ich glaube...," meint der Meister lächelnd. "Aber sprich du es aus!"

"Ich bin die gehorsame Magd des Meisters und nebenbei seine gelehrige Schülerin..."

"Das kann ich bestätigen!" postuliert der Meister mit gespanntem Gesichtsausdruck.

Er schaut mich offen an.

"Uns verbindet inzwischen ein Band von Zuneigung und Freundschaft. Wir haben großes Vertrauen zueinander..."

"Auch das kann ich vollauf bestätigen, Venia!" antwortet er lächelnd.

"Wäre es dann nicht recht, wenn wir die Ehe miteinander eingehen würden, Meister Erin? Oder bleiben die Druidi zeitlebens ehelos?"

Sein Lächeln wird breiter, er rutscht näher an mich heran und legt mir einen Arm über meine Schultern.

"Nein, Venia, deine Befürchtung ist haltlos! Druidi dürfen natürlich heiraten. Etwaige Kinder haben es dagegen schwer: Auf ihnen lastet eine Erwartungshaltung, der sie manchmal nicht gewachsen sind. Man erwartet von ihnen, dass sie ebenfalls Druid werden. Andererseits wünschen sich die Eltern und Großeltern sehnlichst Nachkommen."

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