Freitag, 16. Februar 2024
Keltische Druiden -32
Venia trägt ein langes weißes Kleid, einen Blütenkranz auf dem Kopf und ein glückliches Lächeln im Gesicht. Ich nähere mich ihr und strecke ihr beide Hände entgegen. Venia nimmt sie und lässt sich von mir aus der Reihe der Menschen hervorziehen. Dann machen wir die wenigen Schritte auf Meister Fion zu. Dort wenden wir uns um und bestätigen mit lauter Stimme, damit uns jeder hört, dass wir einander würdig sind und so dem Vollzug des Hochzeitsrituals nichts im Wege steht.

Meister Fion dreht uns lächelnd zueinander, schlingt ein breites besticktes Band um unsere Handgelenke und befestigt es mit einem symbolischen Knoten. Dabei spricht er:

"Ich binde sie, eure Kraft.
Ich binde sie, eure Wärme.
Ich binde sie, eure Stärke.
Ich binde sie, eure Energie.
Ich binde euch, Erin und Venia,
da ihr euch füreinander entschieden habt."

In diesem Augenblick erklingen die weichen Töne einer Leier im Hintergrund. Sie fangen die Zartheit und Romantik des Moments wunderbar ein. Den Spruch des Niallan -Meisters- kenne ich. Es ist der Liebeszauber der Brigid, ein wenig abgewandelt und angepasst. Der ehrwürdige Meister legt uns ans Herz, das Band, das unsere Hände aneinanderbindet, nach der Zeremonie zuhause an gut sichtbarer Stelle aufzuhängen, damit wir immer an unsere gegenseitigen Hochzeitsschwüre erinnert werden.

"Lasst Liebe und Freundschaft regieren!" erklärt der Niallan Fion und händigt jedem von uns ein Körbchen mit Kräutern aus.

Wir werfen beide mehrmals nacheinander je eine Handvoll Kräuter in das Feuer, während Meister Fion uns siebenmal um das heilige Feuer herumführt. Anschließend öffnet sich der Ring von Menschen um uns und wir setzen uns zum Festmahl. Zwischen den Schalen mit den Speisen stehen Bienenwachskerzen. Zu der Leierspielerin haben sich noch zwei Flötisten gesellt.

Nach dem Essen erhebt sich Meister Fion und wünscht uns laut, so dass jeder es versteht:

"Möget ihr den Wind immer im Rücken, die Sonne immer warm im Gesicht, den Regen immer sanft auf euren Feldern und eure Hände volle Ernten einbringen."

Jetzt erheben sich auch die Gäste und prosten uns zu:
"Möget ihr lange leben!"

Wir betreten wieder die Grasfläche und beginnen einen Tanz. Wieder lasse ich mich von Venia führen, wie schon auf den Hochzeiten der anderen Dorfbewohner in der Vergangenheit. Ich selbst fühle mich dabei etwas unsicher. Andere Dorfbewohner folgen uns. Zu vorgerückter Stunde gehen wir zu jedem Gast und bedanken uns mit einem kleinen Geschenk und ein paar herzlichen Worten.

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