Sonntag, 25. Dezember 2022
Aufbruch -69
Er und Frau Ndluvo stöpseln ihre Geräte zusammen und Ramaphosa startet die Übermittlung. Danach bedankt sie sich und ruft Amahle hinzu, die uns zum Foyer begleiten soll. Ich kenne den Weg inzwischen aber auch und führe Okuden Ntuli, während Ramaphosa und Amahle uns mit einigem Abstand folgen. Den Beiden gönne ich ihre aufkeimende Beziehung.


--Tagebuch der Wünsche--

Wir sind von der Venus kommend in der Orbitalstation über der Erde angekommen. Mich befallen melancholische Gefühle. Der wunderschöne blaue Planet unter uns ist die Wiege der Menschheit. Hier haben die Menschen gelebt, sich gestritten und geliebt, bevor sie vor etwa 700 Jahren damit begonnen haben, den Weltraum zu erkunden.

Der Hangar der Orbitalstation wird gegen den Weltraum abgeschottet und mit Atmosphäre gefüllt. Jetzt dürfen wir das Raumschiff verlassen und wechseln nach dem üblichen Medi-Check zur Dockingstation des Shuttles mit dem wir den Abstieg zur Erdoberfläche vornehmen wollen. Wir, das sind mein Neffe Mirco Myers, ein Astrogeologe und Chuhden -Fortgeschrittener-, und ich. Mein Name ist Florian Myers. Ich bin Venuschampion im Fechten und stehe in unserer Organisation im Rang eines Okuden -Meisters-, wohl weil ich in meinen Meditationen Kontakt zu Reiki -alles umfassende Lebenskraft- aufzunehmen vermag.

In der Dockingstation besteigen wir einen dreieckigen 'Nurflügler' und setzen uns in unsere Sitze. Drei Stunden nach dem Abdocken landet das Shuttle auf einer mehrere Kilometer langen Landebahn. Nun müssen wir das übliche Prozedere über uns ergehen lassen, mit Feststellen der Personalien und einen erneuten Medicheck in keimfreier Umgebung. Nachdem alles erledigt ist, wenden wir uns in Richtung einer überdimensionalen Metro-Station.

Plötzlich werden wir von einem Mann in der Kleidung eines Chuhden -Fortgeschrittenen- angesprochen.

"Master Myers?"

"Ja, der bin ich," antworte ich, freundlich lächelnd.

"Darf ich sie bitten mitzukommen," fordert er uns nun höflich auf.

Er führt uns zur Seite und stellt uns seinem Master vor.

"Dies ist Master Dayak. Master Dayak, dies ist der angekündigte Master Myers."

Master Dayak begrüßt uns mit "Selam -Friede-!"

Er berührt mit den zusammengelegten Daumen-, Zeige- und Mittelfingerkuppen seine Stirn, Mund und Herz, während er sich verbeugt. Ich wiederhole die Geste. Sie scheint in dieser Gegend auf der Erde üblich zu sein. Der Raumhafen liegt mit den wichtigsten Verwaltungsgebäuden des irdischen Staatenbundes in der Sahara. Irgendwann in den letzten 700 Jahren ist die UNO von New York in die Nähe des Raumhafens gezogen. Auch der Toppu-Jinja -Haupt-Schrein- unserer Organisation steht dort.

Wir folgen den Männern auf den Vorplatz des Flughafengebäudes. Dort stehen unzählige dieser Mantelschrauber, die von Elektromotoren angetrieben werden. Wir nehmen hinten Platz und die Männer setzen sich an die Kontrollen. Kurz darauf hebt das Fluggerät ab und steuert den Jinja -Schrein- an. Die Gründer haben den Bau vor Jahrhunderten nach den japanischen Shinto-Schreinen benannt, obwohl er in Aussehen und Funktion eine andere Bedeutung hat. Das hat damals sicher nostalgische Gründe gehabt. Inzwischen hat sich der Name unter uns eingebürgert.

Wir landen auf der obersten Plattform, die sich sofort absenkt und eine Ebene tiefer zum Stillstand kommt. Dort führen uns die Männer in einen Besprechungsraum, der ausgestattet ist, als befände er sich in einem orientalischen Palast: Viele Rundbögen und Kuppeldecken. Große Fenster lassen Licht herein und es scheint, als ob die Vegetation von draußen hereindrängen will.

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