Mittwoch, 16. August 2023
Neue Heimat L98 59b (64)
Sie anschauend, erwidere ich:
"Ich dich auch, meine Kleine! Und ich schäme mich dafür, dass ich es dir nicht schon früher gesagt habe, mein geliebtes Kind!"

Ngamlorr drückt sich an mich und antwortet:
"Das brauchst du nicht, Nußa -Mama-! Es ist deine Stärke, dein Wesen - und auch dies ist ein Teil von mir! Ich bin wie du - und ich bin stolz darauf!"

Wieder umarme ich sie und küsse sie auf Wange und Stirn. Dann blicke ich Ngamlorr an und sage energisch:

"Wir sollten langsam mit unserem Tagwerk beginnen! Die Männer werden bald hungrig von der Jagd kommen."

Ich lasse meine Tochter los und schicke sie in den Wald, Kräuter- und Gemüsepflanzen sammeln. Danach fache ich ein Feuer an und stelle einen Topf mit Wasser darauf.

*

Der Premier hat wenige Wochen nach dem Einsatz der Roboter im Dschungel, mich Luke Snider, dort absetzen lassen. Als Zielpunkt hat die KI den Ort genannt bekommen, an dem sie den Kommunikator von Mister Albright orten kann. Ich soll in meiner Eigenschaft als Ethnologe das Leben der Indigenen erforschen und Proben von Pflanzen und Tieren in unsere biologische Abteilung senden. So erfahren wir mehr über deren Essgewohnheiten und bereichern dadurch vielleicht unseren eigenen Speiseplan, der doch hauptsächlich durch Biochemie geprägt ist.

Außerdem beauftragt der Premier den Lander, mittels Infrarot-Ortung die Lage der Siedlungen der anderen Indigenen über dem ganzen Planeten herauszufinden und zu kartografieren. Inzwischen haben wir zwar schon ganz Angeon kartografiert, aber um die Indigenen haben wir uns anscheinend zu wenig gekümmert. Das wollen wir jetzt nachholen.

Ich steige also über dem Zielpunkt aus, ausgerüstet mit einem Jetpack und schwebe damit langsam dem Waldboden entgegen. Dafür habe ich mir eine kleine grasbewachsene Lichtung ausgesucht und Mister Albright von meinem Kommen unterrichtet.

Als ich den Jetpack abschalte und mich umschaue treten zwei Gestalten auf mich zu. Beide sind wie Indigene gekleidet, das heißt, sie tragen nur einen Lendenschurz und eine Menge bunter Ketten. An einem Gürtel hängt bei Beiden eine Machete. In den Händen halten sie einen Bogen und über ihre Schultern hängen je ein Köcher mit Pfeilen.

Während einer der Beiden eine wettergegerbte Haut hat, hat die andere Person eine grüne Haut und schwarze geflochtene Haare. Nun sehe ich auch, dass sie eine Art bauchfreies T-Shirt trägt. Bei den Beiden muss es sich also um Mister Albright und seine indigene Partnerin handeln.

Sie führen mich von der Lichtung weg in den Wald hinein. Ich bin fasziniert von den Pflanzen, die ich alle nicht kenne, bis wir eine Stelle erreichen, an der dicke Stämme schräg in die Höhe wachsen und sich über unseren Köpfen zu einem einzigen mächtigen Stamm zu vereinen scheinen.

Meine beiden Führer bringen mich zu einem älteren Paar, die noch mehr mit Ketten und Amuletten behängt sind. Auf dem Weg dorthin begrapschen mich unzählige Hände. Die meist jungen Indigenen scheinen sich über mein Aussehen und meine Ausrüstung zu amüsieren. Es wird viel gelacht. Verstehen kann ich sie leider nicht. Mister Albright schmunzelt.

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