Freitag, 25. August 2023
Neue Heimat L98 59b (67)
"Oh, na, herzlichen Glückwunsch," meine ich etwas dümmlich, weil mich diese Nachricht sehr überrascht.

"Sie ist inzwischen zu einer hübschen und intelligenten jungen Dame herangewachsen, wie ihre Mutter damals!" ergänzt Mister Albright lächelnd.

"Aber ich bin hier nicht auf der Suche nach einer Partnerin!" stelle ich fest. "Ich habe eine Frau zuhause!"

"Meine Frau wurde von meinem Schwiegervater damals zu meiner Lehrerin bestimmt. Heute liegen die Dinge anders. Erstens sind Sie verheiratet und zum anderen möchte ich meine Tochter fragen. Sie darf natürlich ablehnen. Dann suchen wir jemand anderen!"

Ich nicke.

"Damit wäre ich einverstanden."

Wir haben uns während des Gesprächs auf den Boden gesetzt, wo wir gerade gestanden haben. Das ältere Ehepaar, also die Führungspersönlichkeiten dieses indigenen Volkes, sind nach der Begrüßung weggegangen. Mister Albrights indigene Frau hat uns kurz darauf verlassen und ist kurze Zeit später in Begleitung einer jungen Frau zurückgekommen. Sie haben sich einen halben Meter entfernt niedergelassen. Nun wendet sich Mister Albright ihnen zu. Er fragt:

"Ngamlorr, Liebes, möchtest du von diesem Mann etwas über die Kultur und das Selbstgefühl der Menschen erfahren? Dieser Mann möchte dies auch von uns erfahren. So kannst du von ihm lernen und er von dir! Damit du es weißt, Liebes, Luke hat zuhause eine Frau."

Ngamlorr blickt auf den Besucher und spricht ihn auf Englisch an:

"Luuck, ich bin neugierig. Aber wenn du zu flirten beginnst, fahre ich meine Krallen aus!"

Sie öffnet die Lippen, beugt sich etwas vor und zeigt fauchend ihre langen Eckzähne.

"Chhhhh!"

Ich lächele sie freundlich an und erkläre:
"Das wird, ganz sicher nicht passieren... Wie heißen Sie? Ngamloar."

"Okay, ich wollte das nur noch einmal bekräftigen," antwortet die junge Frau. "Ich heiße übrigens Ngamlorr, mit Rrrrr am Ende."

"Okay," meine ich. "Ich muss das noch üben."

Als sie mich eben angefaucht hat, habe ich das Gefühl gehabt, dass ihre grüne Haut leicht dunkler wurde.
Mister Albright erhebt sich nun und fragt mich:

"Würden Sie mir dann bitte ihren Jetpack geben? Wenn Sie ihr Tablet am Körper tragen können, ist das in Ordnung. Sonst würde ich das Teil gerne auch nach Eseís bringen, und alles, was Sie sonst noch behindern könnte, hier im Wald. Noch ist Zeit genug, um vor der Dunkelheit zurück zu sein."

Ich nicke und nehme das Jetpack vom Rücken. Dann schaue ich in meinen Taschen und übergebe Mister Albright, was ich erübrigen kann. Er versenkt alles in einer Umhängetasche und schnallt sich dann den Jetpack auf den Rücken. Anschließend klettert er einen dieser schrägen Baumstämme hoch, die sich in der Höhe von etwa fünf Metern zu einem riesigen Baumstamm vereinigen. Kurz darauf ist er unseren Blicken entschwunden.

*

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