Samstag, 29. Juli 2023
Neue Heimat L98 59b (58)
Wir Männer sind von einer erfolgreichen Jagdexpedition nachhause gekommen und haben die Jagdbeute geteilt. Während wir nun im Kreis beisammensitzen, erzählen wir Anekdoten von der Jagd und spotten freundschaftlich über einzelne Teilnehmer der Jagdexpedition. Die Frauen und die kleinen Kinder sitzen dabei. Die Frauen erhalten das aus der Haut geschabte Fleisch, um es zu kochen. Dabei wird viel gelacht, über die Erzählungen der Männer, die Einige mit Vorführungen noch lustiger machen.

So hören wir zuerst gar nicht, was sich am Rand unserer Siedlung unter dem Heimatbaum zuträgt. Plötzlich hebt einer der Männer den Kopf und wedelt mit den Händen, was bedeutet, wir sollen ruhig sein. Das Gelächter erstirbt und die Männer hören auf zu erzählen. Dann hören wir die Schreie. Sie zeigen große Panik an. Wir greifen unsere Waffen, springen auf und schauen in die Richtung, aus der die Schreie kommen.

Dann erkennen wir Piongschi, die mit Bögen in beiden Händen auf uns zu hetzt. Der Anführer der Jagdgruppe und einige der Männer, darunter auch ich, 'Schimm', laufen ihr entgegen. Sie fällt ihrem Vater kraftlos in die Arme und lässt dabei die Waffen fallen. Wieso hat sie zwei Bögen in den Händen? Sie hat auch zwei Dolche am Gürtel und zwei Köcher mit Pfeilen um die Schultern gehängt!

Die anderen Männer ziehen sich langsam zurück. Ihre Haut signalisiert ihre Entspannung. Sie denken sicher 'Es ist ja nichts weiter passiert'. Nun stellt sich Piongschi wieder auf ihre eigenen Füße und beginnt stammelnd zu berichten:

"Ngam... Ngamlorr ist... ist entführt... ist entführt worden!"

Weitere Worte gehen in Weinkrämpfen und Stottern unter, doch es reicht um mich völlig in Panik zu versetzen. Ich beuge mich zu ihr auf Augenhöhe und fasse sie an den Schultern.

"Wo ist das passiert? Entführt von wem?"

Der Anführer der Jagdgruppe legt mir nun seine Hand auf die Schulter und versucht, mich ein wenig von Piongschi wegzudrücken, doch mein Adrenalinspiegel ist in die Höhe geschnellt und er kann es nachvollziehen. So etwas ist seit langem nicht mehr geschehen. Eigentlich, seit ich bei den Ngachi lebe, ist so etwas noch nie vorgekommen.

Ngachischi, meine liebe Frau und Mutter von Ngamlorr, hat mir vor Jahren einmal berichtet, dass die ßiche -denkenden Wesen- auf diesem Planeten nicht ganz so friedlich sind, wie es den Anschein hat. Aber immer geht es in den Händeln um Frauen.

Die Völker leben weitgehend isoliert voneinander, und so kann es zur Inzucht kommen, was Erbkrankheiten zur Folge haben kann. Darum wird es gefördert, dass sich Frauen auf die Wanderschaft begeben, um bei anderen Völkern einen Mann zu finden. Hin und wieder kann es jedoch vorkommen, dass die Männer eines Volkes auf eine spezielle Jagdexpedition gehen. Ihr Ziel ist es, keine Ssmah -Jagdbeute- nachhause zu bringen, sondern -Engoff- Frauen.

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