Samstag, 8. Juli 2023
Neue Heimat L98 59b (51)
Dass die Kleinen so zurückhaltend reagieren, ist nur natürlich. Sie brauchen etwas Zeit, sich auf fremde Personen einzustellen. Sie kennen bis zum Eintritt in den Kindergarten nur ihre Eltern und die engere Verwandtschaft. Die Mutter nimmt darunter eine besondere Stellung ein. Sie pflegt von Geburt an eine enge Verbindung mit ihren Kindern.

Wir vergleichen unsere Kinder mit einer Pflanze, die gehegt und gepflegt, aber auch gestutzt werden muss, um richtig zu wachsen. Empathie und Zurückhaltung schätzen wir besonders. Diese Gewohnheiten zu entwickeln lernen Kinder von klein auf.

Unsere Erziehung geht davon aus, dass ein Kind von seiner Mutter abhängig ist. Von Geburt an stellen Mütter also eine innige Verbindung zu ihren Babys her. Sie verstärken diese Verbindung bis ins Erwachsenenalter. Die Eltern kümmern sich seit Generationen um die Aufgaben ihrer Kinder, wie sich anziehen, baden, den Tisch decken, um nur Beispiele zu geben. Dies geschieht auch noch bei Jugendlichen, so dass die Mutter den Sitz der Kleidung ihrer Kinder auch dann noch kontrolliert, bevor sie die Wohnung verlassen.

Wir ziehen diese Entwicklung von extremer Nähe einer Erziehung vor, die auf disziplinarischen Maßnahmen beruht. Lieber vertrauen die Mütter auf die intime Beziehung, die sie zu ihren Kindern aufgebaut haben, statt sie zu bestrafen oder angemessenes Verhalten zu erzwingen.

Wir wägen stets ab, welche Auswirkungen das eigene Handeln auf andere Menschen hat. Harmonie ist eines der wertvollsten Dinge im Umgang mit anderen Menschen. Den Kindern wird von klein auf geduldig erklärt, welche Auswirkungen ihre Handlungen und Gefühle auf andere Menschen und Tiere haben.

Da Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder auf die Wirkung der Nähe setzen, leiten sie die Kinder in ihrer Entwicklung an, Verhaltensmuster zu entwickeln, die Harmonie und Empathie ausstrahlen.

Wenn die Kinder älter werden, werden sie Teil von kleinen Gruppen, wie die Spielgruppe im Kindergarten, die Schulklasse, Sport- und Kulturvereine. Die Interaktion in diesen Gruppen basiert wieder auf Harmonie und Kooperation. Der soziale Druck dieser Gruppen lehrt die Kinder angemessenes Verhalten und Gehorsam.

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Luke setzt sich an den Esstisch im Hauptraum, nachdem Mama ihm einen Platz zugewiesen hat. Danach tragen wir die Schüsseln mit dem Essen an den Tisch. Für die Privatwohnungen haben wir auf eine von einer künstlichen Intelligenz gesteuerten Kochautomatik verzichtet, um nicht zuviel Energie zu verbrauchen. Wir haben in Eseís keinen Fusionsreaktor wie im Lander und in der Orbitalstation, die einmal das Kolonisten-Raumschiff gewesen ist. Stattdessen gibt es in der Stadt viele dezentrale Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen.

Beim Auftragen der Speisen müssen wir auf die Kleinen achten, die uns zwischen den Füßen herumlaufen. Mala setzt ihre Kinder anschließend auf Stühle und stellt ihre kleinen Schalen vor sie hin. Danach nimmt sie zwischen ihnen Platz, um ihr Speisen zu überwachen. Wir bedienen uns aus den Schüsseln und beginnen zu essen.

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