Dienstag, 22. August 2023
Neue Heimat L98 59b (66)
"Dann kann ich aber nicht mehr selbständig von hier starten, wenn mein Auftrag erledigt ist!"

Mister Albright nickt. Er bietet mir eine Alternative an:
"Ich könnte Sie dann gerne nach Eseís zurückbringen. Auch zwischendurch schon einmal, wenn Sie mögen. Sie scheinen ja verheiratet zu sein. Da würde sich Ihre Frau sicher über gelegentliche Besuche freuen!"

Das Angebot nimmt mir ein kleines Gewicht von der Brust, das sie seit meinem Abflug etwas zusammen schnürt. Daher will ich mehr darüber erfahren.

"Womit fliegen wir dann?"

"Wir nutzen einen der 'Geister der Lüfte', wie die Leute hier sie ehrfurchtsvoll nennen," antwortet er und schaut mich dabei erwartungsvoll an.

Ich hake nach:
"Um wen oder was handelt es sich dabei?"

"Um einen Flugsaurier. Wir, also meine Frau und ich, haben je einen gezähmt. Er benimmt sich fast wie ein Hund."

"Hunde?" frage ich und erinnere mich an Schulstunden mit dem Thema 'Erde'. "Sind das diese vierbeinigen Säugetiere, die den Menschen als Rudelführer betrachten, wenn sie zusammen mit ihm aufwachsen?"

Mister Albright nickt lächelnd:
"Genau diese irdische Haustierart meine ich. Allerdings werden die Flugsaurier niemals Haustiere werden. Eher so etwas wie die australischen Dingos, diese halbwilden Hunde der Aboriginals dort vor vielen Jahrhunderten."

"Ah, okay," meine ich. "Wird er meine Annäherung denn akzeptieren?"

"Das muss man ausprobieren," meint mein Gesprächspartner zuversichtlich. "Wir nehmen Wildbret mit und Sie werfen ihm auch ein Stück vor. Dann steigen Sie auf und stecken ihre Beine in dafür vorgesehene Schlaufen. Anschließend halten Sie sich am Sattelgriff vor Ihnen fest. Danach steige ich auf und dirigiere das Tier... Aber soweit ist es erst einmal noch nicht."

"Okay, was haben Sie sich für heute sonst noch gedacht?"

"Neben Ihren Forschungen, ich denke, dass sie dafür jemandem von uns eine Menge Fragen stellen wollen, nehmen Sie an unserem normalen Alltag teil. Ich denke, das ist genau auf Ihrer Linie."

"Wen kann ich denn mit meinen Fragen löchern und damit von seinem eigentlichen Alltag abhalten?" frage ich nun.

Mister Albright schmunzelt. Er berichtet:
"Als ich mich vor fast zwanzig Jahren zu den Ngachi 'verirrt' habe, bin ich von der Tochter des Häuptlings im Wald aufgegriffen worden. Sie wollte mich erschießen. Die 'Himmelswesen' hatten bei ihnen keinen guten Ruf. Aber ihre Gottheit hat ihr ein Zeichen gesandt, und so hat sie mich nicht nur leben lassen, sondern zum Heimatbaum ihres Volkes gebracht. Ihre Mutter, die Schamanin hat mich taxiert und ihr Vater, der Häuptling hat sie zu meiner Lehrerin bestimmt. Anfangs hat sie nur widerstrebend gehorcht. Mit der Zeit haben wir uns ineinander verliebt. Da wir zwei unterschiedlichen Spezies angehören, ihre Eltern aber gerne Enkel haben wollten, musste damals ein Genetiker aus Eseís aushelfen. Er hat es tatsächlich geschafft, dass Ngachischi schwanger wurde und uns eine Tochter geboren ist."

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