Donnerstag, 18. Mai 2023
Neue Heimat L98 59b (34)
Plötzlich trennen uns Männer unseres Volkes, indem sie von der Seite kommen und sich drohend mit gespannten Bögen vor dem Himmelswesen aufbauen. Sie sind vor Ärger tief orange. Ich bleibe stehen, umgehe die Wand aus Männern und springe über einen moosbewachsenen Stamm, der am Boden liegt, neben das Himmelswesen. Vor Stress ist meine Haut im Moment fast schwarz. Ich ziehe mein Messer, fauche und zeige den Männern meine entblößten Eckzähne. Während meine Hautfärbung langsam ins Grünliche wechselt, sage ich zu ihnen:

"Beruhigt euch, Leute! Beruhigt euch!"

"Dieses Wesen wollen wir hier nicht haben!" antwortet der Anführer der Jagdgruppe.

"Es gab ein Zeichen! Dies ist eine Sache für die Schamanin!" antworte ich ihm energisch.

"Bringen wir es also zur Schamanin!" entscheidet der Anführer.

Die Männer nehmen das Wesen in die Mitte und führen es wie einen Gefangenen zum Heimatbaum. Bald erreichen wir den besonders hochgewachsenen Baum mit seiner ausladenden Krone.

Die Männer meines Volkes, die das Himmelswesen in ihre Mitte genommen haben, zeigen eine farbenprächtige Haut. Sie wollen mit ihrem Gefangenen imponieren.

Ich trete vor und begrüße meinen Vater mit dem Respekt, der einem Häuptling gebührt und in brauner Hautfarbe:

"Vater, ich habe dieses Himmelswesen im lebenden Wald getroffen. Ich wollte es töten, denn es gehört nicht hierher. Ischl hat nun die Saat der heiligen Liane auf ihn geblasen. Ich sehe das als ein Zeichen. Deshalb haben wir ihn hierhergebracht. Die ehrenwerte Mutter soll als Schamanin über ihn entscheiden."

Meine Mutter tritt vor und macht eine abwehrende Handbewegung mit beiden Händen zu den Seiten, als will sie die Menge teilen. Auch sie zeigt mit ihrer braunen Haut ihre Zurückhaltung.

"Lasst es los! Ich werde mir dieses Himmelswesen genau ansehen," sagt sie zu den Männern um ihn herum.

Während die Schamanin noch näher an das Himmelswesen herantritt, stellt der Häuptling fest:

"Dies ist das erste Himmelswesen, das sich zu uns gewagt hat."

Der Anführer der Jagdgruppe schlägt vor:
"Ich könnte es ganz einfach töten!"

Darauf antwortet der Häuptling streng:
"Nein! Wir müssen mehr über sein Volk und ihn erfahren."

Die Schamanin hat ihre Betrachtung abgeschlossen und erklärt dem Himmelswesen:

"Meine Tochter wird dir unsere Bräuche lehren. Sie wird dir beibringen wie wir sprechen und uns im Weltenwald bewegen!"

Da das Himmelswesen unsere Sprache nicht spricht, steht es nur erwartungsvoll da. Mir geht auf, was die Entscheidung bedeutet und ich begehre weinerlich auf, während meine Haut beinahe grau wird:

"Nei-ei-ei-ein-!"

Die Hautfärbung meines Vaters, des Häuptlings, wechselt nach gelb. Sein Wort lässt also keinen Widerspruch zu. Laut sagt er:

"Es ist entschieden!"

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