Sonntag, 9. Oktober 2022
Aufbruch ins All -44
Nun informiere ich mich über den nächsten Flug des Shuttles zur Orbitalstation über der Erde mit angeschlossenem Mondflug. Diese Daten gebe ich an das Büro von Saikou Chisei -oberster 'Mann mit Geisteskraft'- Fujiwara-Sensei weiter. Dort wird das Finanzielle geregelt. Anschließend informiere ich die Meister Ntuli und Mnisi, die mit mir zum Mars fliegen wollen.

In der Mondbasis begebe ich mich auch zu unserer Firma Biotech Industries und lasse mir einen luftdichten Behälter mit Tenebrio molitor -Mehlwürmer- geben. Da diese Larven bis zu vier Monate bei guter Fütterung leben, erreichen sie mit uns den Mars. Als Fütterung reichen ihnen Essensreste. Ich will sie auf dem Mars 'mit Gold aufwiegen', da wir selbst kein gültiges Geld dabeihaben. Die Larven bereichern den Speiseplan der Marsianer mit ihrem hohen Fett- und Eiweißgehalt, wobei sie getrocknet und gemahlen verarbeitet werden können.

*

Wir lassen uns auf dem gleichen Landeplatz auf dem Mars absetzen, nachdem ich bei der Flugkontrolle unsere Ankunft angezeigt habe. Tatsächlich treffen wir auf Major Khosa im Rover, der uns zur Quarantäne-Station des Instituts 'Sanitarium Valetudinis Curandae' bringt. Ich kenne sie schon und erkläre meinen Begleitern, dass uns nun etwa drei Wochen Untätigkeit bevorsteht, unterbrochen von den verschiedensten medizinischen Untersuchungen und Impfungen. Auch unsere tierischen Begleiter erhalten Quarantäne und werden ausgiebig erforscht.

Genauso wie während des Fluges zum Mars trainieren wir in der freien Zeit das Ringen, um die Kenntnisse später an marsianische Schüler weitergeben zu können.

Nach der Quarantäne werden wir wieder ins 'Amt' gebracht. Meine frühere Gesprächspartnerin Frau Ndluvo möchte sicher meine Begleiter kennenlernen und ich habe damals mit ihr ja auch vereinbart, mich mit der zuständigen Stelle im Präsidial-Amt kurzzuschließen, wenn ich Agenten der Space Ressource Corporation oder ähnliches feststelle. Frau Ndluvo meint, dass ich der Einfachheit halber ruhig sie kontaktieren soll. Dafür gibt sie mir ihre Kontaktdaten.

"Ich lasse Sie wieder zum Presidential Hotel bringen, Eure Excellenz. Beziehen Sie dort eine Suite, bis sie ihre Passports haben und eine eigene Unterkunft beziehen können. Sie haben sicher auch noch eine Menge Gespräche mit den zuständigen Stellen zu führen."

Danach sind wir entlassen und Amahle, die ich schon von meinem letzten Besuch kenne, bringt uns mit dem selbstfahrenden Elektrowagen zu dem repräsentativen Hotel. Meine beiden Begleiter sind sprachlos, als sie unsere Unterkunft sehen, was ich lächelnd bemerke. Ihnen geht es genauso, wie mir und meinem Cousin bei unserem ersten Besuch.

Als erstes gehen wir zu einer Außenstelle des Ernährungsministeriums und lassen uns eine Zulassung der Mehlwürmer als Lebensmittel ausstellen, nachdem das Institut für Hygiene und Gesundheitsvorsorge während der Quarantäne eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt hat.

Ich erkläre dem Sachbearbeiter dort den Lebenszyklus und spreche mit einem Wissenschaftler. Man ist interessiert, will aber die Zucht und Verarbeitung selbst in die Hand nehmen. Ich muss breit grinsen und biete ihnen an:

"Ich überlasse ihnen ungern die Larven. Bedenken Sie, was ich verdienen könnte, wenn ich selbst eine Firma gründe und die gemahlenen Käfer an die Bäcker und andere interessierte Verarbeiter überall auf dem Mars verkaufe. Wenn Sie bereit für einen Deal wären, könnte ich mich jedoch bereitfinden, Sie an sie abzugeben."

"Was meinen Sie mit Deal?" werde ich nun gefragt.

"Die Einsatzmöglichkeiten der Larven sind vielfältig! Ich nehme nur einen Aspekt heraus. Auf dem ganzen Mars werden Woche für Woche 100 Millionen Brote gebacken. Habe ich Recht?...
Wenn nun in zehn Prozent davon 20 Prozent Larvenmehl verarbeitet würde, wären das 2 Millionen Portionen Mehl, Woche für Woche. Dafür bekäme ich sicher ein Stein pro Portion. Ich wäre bereit, Ihnen die Larven zur eigenen Zucht, Verarbeitung und Vermarktung zu überlassen. Dafür hätte ich gerne entweder regelmäßig jede Woche 200.000 Stein auf meinem Konto, oder einmalig in den nächsten Tagen 20 Millionen Stein. Das wäre der Betrag, den Sie mir sonst jedes Marsjahr schulden würden."

"20 Millionen Stein ist eine hohe Summe!" antwortet der Mann.

Ich nicke freundlich und bemerke:
"Entweder, Sie zahlen mir wöchentlich 200.000 Stein mein Leben lang. Damit bin ich Ihnen schon sehr entgegen gekommen. Oder sie zahlen mir den Gegenwert von einem einzigen Marsjahr als einmalige Summe und ich trete alle Rechte an den Larven und den daraus hergestellten Produkten auf ewig an Sie ab. Das wären dann die 20 Millionen. Das ist doch sicher ein Schnäppchen, oder?"

"Das muss ich erst mit meinem Vorgesetzten besprechen. Aber auch er hat nicht die Autorität, diese Summe auszuzahlen. Das kann nur der Minister persönlich veranlassen."

"Das verstehe ich," sage ich in verständnisvollem Ton. "Wann wissen Sie mehr?"

"Ich kontaktiere Sie. Geben Sie mir ihre Daten."

Nun gebe ich ihm meine Kontaktdaten und nehme meine Larven fürs Erste wieder mit. Am darauffolgenden Tag eröffne ich ein Bankkonto und erhalte dafür eine Karte, mit der ich überall zahlen kann. Nun heißt es warten.

Vier Tage später erhalte ich wieder einen Termin im Ernährungsministerium. Der Minister ist interessiert, möchte aber nur 15 Millionen ausgeben. Mit dem Hinweis, dass ich Gast des Präsidenten bin, einigen wir uns auf 18 Millionen Stein, die drei Tage später auf meinem Konto eingegangen sind.

Nun kann ich zum Sportverband in Olympia gehen und einen neuen Sportclub anmelden. Das ist erst einmal problemlos möglich. Dann werden mir Versicherungen zur Unterschrift vorgelegt und schon beginnen die Ausgaben, bevor überhaupt ein Training stattfindet.

Anschließend schaue ich mir die Anzeigen an und suche nach einer Firma, die ihre Räumlichkeiten veräußern will, weil sie insolvent ist. Das ist ein schwieriges Unterfangen, aber nach vier Wochen habe ich etwas Interessantes entdeckt. Es handelt sich um den kompletten Flügel eines Häuserblocks mit sechs Etagen, 70 Meter lang und 20 Meter breit. 8400 Quadratmeter für 4,2 Millionen Stein. Ich handele den Besitzer auf 3,9 Millionen herunter und wir sind uns handelseinig.

Der Umbau und die Ausrüstung kosten mich noch einmal eine halbe Million Stein. Danach ziehen wir aus dem Presidential Hotel in unser neues Domizil um. Jetzt leben wir schon ein halbes Marsjahr hier. Inzwischen schreiben wir das Marsjahr 1454 und davon sind inzwischen fast 16 der 20 Monate vergangen.

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