Donnerstag, 21. Juli 2022
Aufbruch ins All -16
"Gerne," antwortet Tim. "Ich freue mich, die Bekanntschaft mit einer Beamtin des wichtigsten Ministeriums zu machen. Ich komme von der Erde und bin hier gestrandet. Mein Raumschiff wurde zerstört."

"Oh, okay. Das ist sicher schlecht. Du willst doch bestimmt in deine Heimat zurück?"

Der Mann macht ein ernstes Gesicht und schüttelt den Kopf.

"Ich habe mich dazu entschlossen, Marsianer zu werden."

Krotoa nickt. Sie wendet sich an Madikwe und sagt:
"Hi, Mädel! Die Überraschung ist dir wirklich gelungen. Wie hast du Tim eigentlich kennengelernt?"

Madikwe lächelt geheimnisvoll und erwidert:
"Halt wie viele andere auch. Bei der Arbeit natürlich."

Krotoa kräuselt die Stirn:
"Seit wann arbeitest du im Amt?"

"Entfernt... Du weißt, ich habe die Stelle im neuen Gründungsmuseum bekommen. Tim hat es besucht und sich hinterher im Restaurant ausgeruht."

Krotoa öffnet den Mund, während Madikwe spricht und bekommt ihn dann nicht wieder zu. Ihr Blick hängt an dem exotischen Mann. Dieser hat jedoch nur Augen für Madikwe, obwohl ihrer Meinung nach Madikwe sicherlich nicht ihre Figur und Ausstrahlung hat.

"Was meinst du, Krotoa," sagt Madikwe nach einer Gedankenpause. "Wollen wir die Tanzfläche unsicher machen?"

"Ich habe leider keinen Tanzpartner," mault diese.

"Ach komm, Tim sind die aktuellen Tänze nicht geheuer. Außerdem ist er andere Schwereverhältnisse gewohnt. Also habe ich auch keinen Tanzpartner. Es sei denn, wir beide..."

Krotoa schaut Tim an und dieser nickt.

"Geht ruhig tanzen," meint er. "Ich schaue gerne zu."

Also erhebt sie sich und geht mit Madikwe auf die Tanzfläche. Immer wieder schweift ihr Blick zum Cocktailtisch ab, an dem Tim sitzt und ihnen zuschaut. Er bleibt nicht lange allein. Immer wieder nähert sich eine junge Frau und spricht ihn an. Tim lächelt immer höflich, während er ihr antwortet. Danach zieht sie mit enttäuschter Miene von dannen.

Krotoa kommentiert ihre Beobachtungen gegenüber Madikwe, während sie sich auf der Tanzfläche vergnügen:

"Da hast du aber einen besonderen Fang gemacht. Seine Umgangsformen und sein Charakter sind vorzüglich. Ich wünschte, ich könnte ihn dir abjagen!"

Madikwe lacht.

"Das wird dir nicht gelingen! Flirte ihn ruhig noch einmal an, wie zur Begrüßung..."

"Das hast du bemerkt!?"

"Aber natürlich, meine Liebste!"

"Dann wünsche ich dir eine wunderschöne Zukunft! Lass' dich von ihm auf seinen starken Armen tragen."

Madikwe lächelt wissend.

"Er ist auch ein starker Beschützer!" stellt sie fest.

"Na denn!" versetzt Krotoa. "Bin ich denn zu deiner Hochzeit eingeladen?"

"Na, hör' mal!" Madikwe spielt empört. "Meine beste Freundin ist natürlich meine Brautjungfer! Ich hoffe doch, umgekehrt auch..."

"Wenn sich wieder einmal ein Erdling auf den Mars verirrt, ganz sicher! Aber was sich hier sonst so anbietet..."

"Du solltest vielleicht deine Ansprüche etwas anpassen, Liebes!" meint Madikwe.

Kurz darauf verlassen sie die Tanzfläche und nähern sich wieder dem Cocktailtisch. Schnell verschwindet eine gerade höflich abgewiesene junge Dame. Tim erhebt sich und schiebt die beiden Clubsessel etwas vom Tisch ab. Er hebt erst den Einen für Krotoa in die richtige Position, damit sie sich darauf niederlassen kann. Dann lässt er gentlemanlike auch Madikwe sich setzen, bevor er selbst wieder Platz nimmt.

Als sich Tim, Madikwe und Krotoa wieder gegenübersitzen, hebt Tim ein Faltblatt an. Es ist die Getränkekarte mit der Angabe einiger leichter Speisen und dem Angebot dieses Clubs.

"Dieser Club hat im Keller auch eine Bogenschützenanlage. Beim letzten Mal sind wir ja dabei gestört worden. Habt ihr Interesse?" fragt er.

Madikwe mag nicht so recht. Ihr steckt bestimmt das Erlebnis in dem anderen Club noch in den Knochen. Das sieht man ihr an. Aber Krotoa ist sofort Feuer und Flamme. Also stehen sie wieder vom Tisch auf und gehen die Treppe hinab ins Untergeschoß. Madikwe würde Krotoa niemals das Feld überlassen. Tim folgt ihnen.

*

Madikwe hat Tim vorgeschlagen, das Bogenschießen in einem Sportverein auszuüben. Tim ist gerne darauf eingegangen. Auch hat sie ihm noch weitere Ausstellungen in Olympia gezeigt.

Jetzt, ein Viertel Marsjahr später, ist sie sich sicher, dass Tim der richtige Mann an ihrer Seite ist. Sie hat ihn als einen Mann kennengelernt, der sie verehrt und mit ihr respektvoll umgeht, der aber auch hin und wieder das Heft in die Hand nimmt und die Führung übernimmt. Man kann ihm wirklich vertrauensvoll folgen.

Nun, denkt sie, ist es an der Zeit, Tim ihren Eltern vorzustellen. Sie arrangiert einen Termin, an dem alle Beteiligten Zeit haben. Dann nehmen sie ein Cab zu dem Wohnblock, in dem ihre Eltern wohnen. Dort führt sie Tim zu der Wohnungstür, hinter der sie ihre Kindheit verbringen durfte und schlägt die Klangstäbe neben der Tür an.

Hinter der Tür hört man schnelle Schritte näherkommen und ihr Vater öffnet ihnen die Tür.
Beim Eintreten umarmt er Madikwe herzlich und begrüßt Tim höflich. Er bittet beide an den Essplatz im Living-Room, der schon eingedeckt ist. Madikwes Mutter, Mistress Inkosi, bringt eine dampfende Schüssel aus der Küche, als sie gerade sitzen.

Tim steht bei ihrem Hinzutreten noch einmal auf, lässt Mistress Inkosi sich von ihrer Last befreien und begrüßt sie mit einer leichten Verbeugung, die Madikwes Mutter lächeln lässt. Auch sie begrüßt ihn und bittet ihn, sich doch wieder zu setzen, das Essen sei gleich soweit.

Wenig später hebt Mister Inkosi beim Essen zum Sprechen an:

"Ich hörte, dass Sie meine Tochter gerne heiraten möchten, Mister Armstrong..."

Dieser merkt auf und lächelt Mister Inkosi an.

"Ja, ich werde Madikwe heiraten, wenn Sie nichts dagegen haben," erklärt Tim. "Wir haben uns kennengelernt und ineinander verliebt. Ich hoffe nicht, dass meine Herkunft ein Hinderungsgrund darstellt."

"Nein, nein, Mister Armstrong! So dürfen Sie das nicht sehen! Die Herkunft ist mir egal. Wichtig ist, dass Madikwe mit Ihnen glücklich wird."

"Wir haben uns lange geprüft!" wirft Madikwe ein. "In unserer Freizeit haben wir viel gemeinsam unternommen und ich konnte erleben, wie respektvoll Tim ist, dass er mich liebevoll behandelt und andere Interessentinnen höflich abblitzen lässt. Er hat einen guten Charakter, und kann auch die Richtung vorgeben."

"So..." sagt Mister Inkosi und fügt nach einigen Bissen hinzu: "Dann will ich dem jungen Paar nicht im Wege stehen. Eins noch, Mister Armstrong: Sie werden sich bis zur Hochzeit - sagen wir, in einem Monat, Madikwe nicht mehr nähern! Gehen Sie in dieser Zeit in sich! Prüfen Sie ihre Gefühle und wenn diese dann noch genauso sind wie jetzt, kommen Sie hierher zurück. Auf dem Dach des Wohnblocks wollen wir dann Hochzeit feiern!"

Tim kaut und schluckt den Bissen hinunter. Dann nickt er und sagt:

"Mit dem Procedere bin ich einverstanden. Ich bin in einem Monat wieder hier, um Madikwe heimzuführen!"

In den nächsten Stunden gibt es viel zu erzählen. Mister Inkosi nennt Tim beim Abschied schließlich beim Vornamen.

*

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