Montag, 4. Juli 2022
Aufbruch ins All -06
"Meine Damen und Herren, der erste Platz gebührt mit einer beeindruckenden Leistung Bella aus Alba!"

Ohrenbetäubender Beifall hallt vom Feld. Ein Mann öffnet den Mund und reckt die Faust in die Luft. Es ist wohl der Trainer der Sportlerin, die ein glückliches Gesicht macht. Dennoch spürt man ihre Erschöpfung. Sie wird von ihm auf die oberste Ebene des Treppchens geleitet. Dann springt er herunter. Die nächsten Minuten gehören den Fotografen, während das Publikum immer noch klatscht.

Nach dem Blitzlichtgewitter verlassen die Siegerinnen das Treppchen. Nun werden sie wohl ihren Sieg untereinander feiern, während die Siegerehrung mit den drei ersten Plätzen der Männer weitergeht. Die Berlins erheben sich von ihren Plätzen und verlassen die Loge. Noch ist in den Gängen nicht viel los. Sie steuern das Restaurant des Stadions an.

*

Im Fernsehen wird von der Wiedereröffnung des Gründungsmuseums berichtet. Damit jeder Bewohner des Mars die Möglichkeit bekommt, sich das frisch renovierte Museum mit seinen Artefakten anzuschauen, ist der Besuch in der ersten Woche nach der Wiedereröffnung kostenlos. Ich, Tim Armstrong, bin interessiert.

Eine Woche muss ich warten, dann lasse ich mich von einem der selbstfahrenden Cabs dorthin fahren. Nach einer knappen Stunde durch das Gewusel der Hauptstadt erreichen wir den Block, der das Gründungsmuseum beherbergt. Auch hier halten die Fahrzeuge unter einem Eck-Überhang des Gebäudeblocks. Riesige Lettern an der Fassade machen die Vorbeifahrenden aufmerksam.

Ich halte meine Karte an das Navi des Fahrzeugs und steige aus. Danach gehe ich auf den Eingang zu. Beim Näherkommen fährt die Portaltüre nach rechts und links auf. Ich betrete das Foyer. Im Vorbeigehen am Ticketschalter werde ich freundlich begrüßt.

"Sol! Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in unserem Haus. Kann ich Ihnen die Info empfehlen? Sie beinhaltet auch einen Plan zur Orientierung."

"Ja, gern!" antworte ich der jungen Frau im silbergrauen Dress.

Sie reicht mir freundlich lächelnd die Faltkarte. Ich nehme sie und klappe sie auf. Nachdem ich mich grob informiert habe, durchquere ich das Foyer und betrete den Innenhof.

Dort ist das Basislager einer der ersten bemannten Marsmissionen nachgestellt. Aus dem Schulunterricht weiß ich noch, dass 2032 die erste bemannte Landung auf dem Mars gelungen ist. Während der wissenschaftlichen Arbeit sind die Raumfahrer von einem Sandsturm überrascht worden und überstürzt gestartet. So also hat es damals an der Landestelle ausgesehen...

Ich drücke einen Knopf neben dem 'Info' angegeben ist und höre mir an, was das Museum zu dem Aufbau erklärt:

"Auf der Startrampe in Cape Canaveral steht die 120 Meter hohe Starship-1 bereit für ihren Flug zum Mars. Der Flug wird fünf Monate dauern und sechs Astronauten auf den Nachbarplaneten der Erde befördern. Es wird das erste Mal sein, dass Menschen ihren Fuß auf einen anderen Planeten setzen.
Die ersten Dampfwolken hüllen die Rakete ein, dann zünden die Haupttriebwerke. Starship-1 hebt von der Startplattform ab. Die Zuschauer im geschützten Bunker klatschen, während unsere Astronauten in den Wolken verschwinden. Einen Moment noch ist das Feuer der Triebwerke zu sehen."

Der Sprecher legt eine Pause ein. Ich denke, die Beschreibung passt irgendwie nicht wirklich zu dem ausgestellten Basislager auf dem Mars, als der Sprecher weiterredet:

"Kommandant Cooper ist ein erfahrener Astronaut. Ihm zur Seite steht die Ärztin McNolan und vier Teilnehmer verschiedener Expeditionen in die Jordanische Wüste, wo sie mit Bohrhämmern und einem 'Maulwurf' dem Sandstein zu Leibe gerückt sind. Bohrhämmer und eine Ladestation für Solarstrom haben sie auch jetzt an Bord.

Wie allgemein üblich, wird ihr Wasser aus ihrem Urin mit chemischen Mitteln getrennt, um wiederverwendet werden zu können. Auf diesem Flug wird der Abfall aber nochmals behandelt und der Harnstoff gesammelt, bevor der Abfall ins All entlassen wird.
Doktor McNolan bittet alle Besatzungsmitglieder regelmäßig zu Blutspenden. Spezielle Geräte an Bord ziehen Humanalbumin heraus. Auch das wird später auf dem Mars gebraucht. Ansonsten verläuft die Reise relativ ereignislos.

Als sie in die Umlaufbahn um den Mars einschwenken sind schon viele Wochen in der Schwerelosigkeit vergangen. Muskeltraining hat dem Muskelschwund entgegengewirkt.

Nun zündet Kommandant Cooper die Bremstriebwerke. Bald bremst die dünne Atmosphäre unser Starship-1 ab. Kommandant Cooper muss Starship-1 nun genau in der Bahn halten. Während des Abstiegs ist die Funkverbindung zur Spaceflight Control unterbrochen. In den ersten drei Minuten der 'Seven Minutes of Horror' hat Starship-1 von 20.000 Stundenkilometern auf 1.500 Stundenkilometer heruntergebremst.

In diesem Moment übernehmen die Bremsfallschirme die weitere Abbremsung. Kurz über dem Boden zündet Kommandant Cooper noch einmal die Bremsraketen. Ein Landeradar hilft ihm, eine ebene Fläche zu finden. Schließlich hat der Kommandant mithilfe des Bordcomputers die Geschwindigkeit des Raumschiffs genau auf der Marsoberfläche auf Null gebracht. Die Landebeine sind kurz vorher ausgefahren worden und geben Starship-1 die nötige Stabilität.

Als sie das Raumschiff verlassen, sehen sie sich um. Sie stehen, wie vorausberechnet, neben einer Felswand, die in einiger Entfernung steil in den Himmel ragt. Auf der anderen Seite soll sich ein tiefer Graben befinden, in dem der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) eine Menge fossiles Wasser ausgemacht haben will.

Kommandant Cooper öffnet den Hangar und lässt den Mars-Rover auf die Oberfläche herunter. Es ist ein Cabrio, wie das alte Lunar Roving Vehicle, geländegängig und mit Elektroantrieb. Zwei Kollegen haben in der Zwischenzeit die Solarmodule aufgestellt und den Generator aufgebaut, der sie mit Strom versorgen wird.

Anschließend teilen sie sich in zwei Gruppen zu dritt auf. Die erste Gruppe fährt zur Felswand und beginnt mit den Bohrhämmern den Sandstein zu bearbeiten und die größten Brocken auf die Seite zu räumen. Drei Stunden später werden sie von der zweiten Gruppe abgelöst. Nach einer Mittagspause im Starship-1 fügen sie noch zwei Schichten von je zwei Stunden an. Danach ist eine längere Ruhepause angesagt, denn die Nacht ist hereingebrochen.

Am Morgen des nächsten Marstages beginnen sie vier Dreistunden-Schichten. Der Sandstein ist steinhart. Sie kommen nur langsam voran. In ihren Freischichten erhöhen sie weiterhin den Vorrat an Humanalbumin und Harnstoff. Wie Kinder im Sandkasten experimentieren sie mit der Herstellung kleiner Mengen 'Astrocrete' und unterziehen dem neuen Werkstoff verschiedene Prüfungen.

Gleichzeitig warten sie auf Starship-2, die eine Woche nach ihnen in Cape Canaveral gestartet ist. Starship-2 hat in dem Hangar, in dem der Mars-Rover in Starship-1 mitgeflogen ist, einen Maulwurf. Der Raum, der den sechs Astronauten in Starship-1 als Lebens- und Arbeitsraum zur Verfügung steht, ist im Starship-2 ein Frachtraum, vollgestopft mit Lebensmittel für vier Monate.

Die Raumfahrer haben begonnen, ihre Höhle mit Astrocrete abzudichten. Sie bringen den Stromgenerator ins Innere, als sie von einem Sandsturm überrascht werden. Die Stärke überrascht und Kommandant Cooper gibt den Befehl, zur Starship-1 zurückzukehren.

Einer aus der Crew, der Astrobiologe Harper, will den Generator noch in der künstlichen Höhle in Sicherheit bringen. Beim anschließenden Kampf mit dem Sturm in Richtung Starship-1 stürzt er und wird schnell von Flugsand zugedeckt.

Kommandant Cooper startet überstürzt, in der Annahme, dass sein Crew-Mitglied bei der Flucht zur Starship-1 einen tödlichen Unfall erlitten hat. Das Raumschiff kehrt zur Erde zurück.

Nachdem sich der Sturm gelegt hat, gräbt sich das zurückgelassene Crew-Mitglied aus dem Sand aus. Er sichtet die Lebensmittel, die sie schon in die Höhle geschafft haben, und die Ausrüstung, die ihm zur Verfügung steht. Er bläst in der Höhle mit Hilfe eines Akku-Gebläse ein Zelt auf. Es besitzt ein Vorzelt als Schleuse, so dass er seinen Raumanzug im Inneren ablegen kann.

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