Montag, 11. Juli 2022
Aufbruch ins All -11
'Astrocrete' hat man entwickelt, um nicht Tonnen von Zement zum Mars transportieren zu müssen. Man nutzt in erster Linie Sand, den es auf dem Mars in rauen Mengen gibt. Dann muss Humanalbumin sowie Harnstoff hinzugefügt werden. Hier auf der Erde hat man Verbindung zu Viehzüchtern und Schlachtereien aufgenommen, um an Blut und Urin zu kommen, in denen die beiden Komponenten vorhanden sind.

So ist Mars City in Rekordzeit errichtet worden. Auf dem Mars wird das weit langsamer voranschreiten. Dort geht man davon aus, dass sechs Astronauten in ihrer zweijährigen Mission 500 Kilogramm des Baustoffes herstellen können und damit eine Unterkunft für sich errichten, die die nächste Mars-Mission beziehen kann, um während ihres Aufenthalts mit weiteren 500 Kilogramm Unterkünfte für weitere sechs Astronauten herzustellen.

Ich habe in den drei Monaten, die ich nun in Mars City lebe und 'arbeite', meine Freizeit dazu benutzt, alles Mögliche auszuprobieren. Zuerst einmal habe ich mir vorgenommen gehabt, meine Wohnung meinen individuellen Bedürfnissen anzupassen. Dazu gehört, dass ich mir Grafiken und Bilder gekauft habe, die nun meine Wände zieren und ein Gefühl von Heimeligkeit vermitteln. So habe ich in meiner Freizeit gerne geboxt. Also habe ich Bilder vom Boxsport an die Wände gehängt.

Die Möbel in meiner Wohnung bestehen in der Hauptsache aus Bambus. Dieses Gras will man zu diesem Zweck auch auf dem Mars kultivieren. Der Bambus wird auf die nötige Länge gebracht und mit Nut und Zapfen miteinander verbunden. Fixiert wird es mit Streifen, die wie Stricke verarbeitet werden. Aus diesen Streifen werden auch Sitzflächen, Türfüllungen und anderes geflochten.

Die Nahrungsmittel werden in Mars City selbst erzeugt, in dem einige Häuserblocks Vertical Farming praktizieren. Auch werden auf Speiseresten Mehlwürmer gezüchtet, die getrocknet und gemahlen Getreidemehl ergänzen. Ich habe mich mit dem virtuellen Begehen der Fabrikation nicht zufriedengegeben, sondern bin auch persönlich dorthin gefahren, um mir alles anzuschauen.

*

Für heute habe ich mir vorgenommen, eine Ausstellung für Glaskunst zu besuchen. Wir haben Samstag und ich habe einen freien Tag. Nachdem ich mich am Morgen frisch gemacht habe, schaue ich was der Kühlschrank hergibt und bringe das auf den Esstisch. Er hat ein Bambusgestell und darauf liegt eine rauchgraue Glasplatte. Ich habe zwei Platzdeckchen daraufgelegt, damit ich die Platte nicht verkratze und stelle das gläserne Geschirr darauf, bevor ich mich daransetze und zu frühstücken beginne.

Anschließend gehe ich vor die Tür und jogge eine Runde über den Pedway. Danach gehe ich unter die Dusche. Auf dem Mars ist Wasser ein kostbares Gut. Dementsprechend ist die Bad-Technik hier in Mars City die Gleiche, die man in der Raumfahrt verwendet. Das Wasser wird im Keller jeden Wohnblocks gereinigt und in den Kreislauf zurückgegeben.

Kurz vor der Mittagszeit fahre ich mit dem Cab zur Glaskunst-Ausstellung. Sie befindet sich im Block einer Fabrik für Gebrauchsgegenstände aus Glas. Sicher soll sie potentiellen Kunden auch Ideen geben und den Verkauf unterstützen.

Nachdem ich das Cab in der Haltespur abgestellt habe und ausgestiegen bin, kann ich gerade beobachten, wie jemand mit einem Cab aus der Haltespur startet. Wie von Geisterhand rücken nun alle dahinter wartenden Cabs um einen Platz vor.

Ich betrete das Foyer und gehe zu der Concierge.

"I want to see your Glass Art Exhibition -Ich möchte ihre Glaskunst-Ausstellung sehen-," eröffne ich der vietnamesischen Angestellten.

Wie ich von unserem Ansprechpartner von SpaceX erfahren habe, war eine der Bedingungen unter denen Mister Musk die Genehmigung für Mars City bekommen hat, dass hier vietnamesische Angestellte Arbeit finden.

"Welcome," antwortet sie mit einem bezaubernden Lächeln. "Please pay an entrance fee of 10 Dollars. -Willkommen! Zahlen Sie bitte ein Eintrittsgeld von 10 Dollar-."

Ich nicke und ziehe meine Karte aus dem Mäppchen, das ich mir besorgt habe. Sie hat ihr Handgerät eingestellt und hält es mir hin. Ich halte meine Karte in die Nähe und als es 'Ping' macht, ist die Transaktion geschehen. Nun gehe ich auf die Tür zu, die zum Innenhof hinausführt. Hier kann ich unter der Balustrade entlangwandern und mir die Schaufenster anschauen. Wenn ich etwas Interessantes sehe, betrete ich die Bunk, wie das hier heißt, die Ausstellungskoje und beginne mir die Regale anzusehen.

In der Etage darüber hat man ebenfalls eine Balustrade eingerichtet, indem man einen offenen überdachten Gang rund um den Innenhof gebaut hat. Auch hier gibt es Bunks. In einigen davon arbeiten Angestellte mit der heißen zähflüssigen Masse und zeigen das Herstellen von Glaskunst. Eine Skulptur fasziniert mich. Sie hat eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Oscar aus Hollywood. Ich beobachte die Entstehung und frage, wieviel sie mich kosten würde.

Der Mann lächelt höflich und antwortet:
"Please buy it in the shop. It take a while for this one to cool down. -Kaufen Sie sie bitte im Shop. Es dauert eine Weile bis diese hier abgekühlt ist-."

Ich nicke freundlich. Dann werde ich wohl in den Laden hinter dem Foyer gehen müssen. Jetzt meldet sich allerdings mein Magen. Deshalb schaue ich in das Prospekt, das mir die Concierge beim Betreten gegeben hat. Ich ermittele darin die Position des Kundenrestaurants und gehe dorthin. Am Eingang werde ich sogleich mit einem strahlenden Lächeln und einem "Willkommen" begrüßt.

Die junge Frau in der Kleidung des Verkaufspersonals fragt anschließend:

"How many people?"

Ich kennen das schon. Das Personal ermittelt mit der Frage, wie groß der Tisch sein muss, an den sie mich führt. Ich lächele freundlich und erwidere ihr:

"Just me."

Sie deutet mit der Hand in den Raum und wendet sich zum Gehen, also folge ich ihr. An einem kleinen Vierer-Tisch bleibt sie stehen und bietet mir mit einem gewinnenden Lächeln an:

"Please sit down here."

Während ich mich setze, nimmt sie eine Menü-Karte aus dem Halter und reicht sie mir mit den Worten:

"This is your menu. What would you like to drink?"

"One Coke, please!" antworte ich ihr.

Nun verlässt sie mich, um das bestellte Getränk zu zapfen. Kurz darauf bringt sie es mir, auf einem ovalen Serviertablett balancierend. Sie serviert mir das Glas zu meiner Rechten und fragt:

"Would you like to order?"

Ich hebe die Augenbraue und antworte höflich:
"I need some more time..."

Die Bedienung verlässt mich nun und kümmert sich um einen weiteren Gast, der mit Begleitung das Restaurant betritt. Nachdem ich mich für ein Menü entschieden habe, schaue ich mich nach ihr um. Ich hebe meine Hand und sage "Excuse me!" als sie in meiner Nähe vorbeigeht.

Kurz darauf steht sie an meinem Tisch. Ich zeige ihr das ausgewählte Menü aus der Karte und frage:

"Could I have this menu, please?"

Die Bedienung schaut auf die Karte und nennt mir die Nummer des Menüs, auf das ich zeige. Ich bestätige es ihr. Nun sagt sie zu mir:

"Okay, please wait."

Sie verlässt mich um meine Bestellung weiterzugeben. Dazu tippt sie am Tresen etwas in ein Gerät und erhält einen Bon, den sie an den Koch weitergibt. Dieser spießt ihn neben anderen auf ein Brett.

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