Montag, 25. Juli 2022
Aufbruch ins All -18
Danach kommen Garderobenmöbel und als sie die Tür daneben öffnet, ist ihr Gesicht eine einzige Überraschung. Wie ein Kind läuft sie in den Raum und dreht jeden Wasserhahn auf. Sie hält ihre Hand in den Strahl und schließt den Hahn wieder, bevor sie zum nächsten läuft.

Ich bin ihr gefolgt und erkläre ihr:
"Du hast eine Wanne zum Relaxen, eine Dusche für die schnelle Reinigung und einen Whirlpool für den gemeinsamen Spaß. Daneben natürlich auch Toilette und Waschbecken und eine weitere Gästetoilette hinter der Tür, die du noch nicht geöffnet hast. Das Wasser wird gereinigt und dem Kreislauf im Bad wieder zugeführt, wie in Raumfahrzeugen üblich. So haben wir nur einen sehr geringen Verbrauch."

Madikwe hört mir aufmerksam zu, und antwortet:
"...und diese Wohnung gehört wirklich uns? Du hast sie gekauft??"

Ich nicke und bestätige ihr:
"Diese Wohnung ist ab sofort unser gemeinsames Heim! Ich habe einen Mietkaufvertrag abgeschlossen. Mein Arbeitgeber hat für mich gebürgt."

Sie schüttelt den Kopf und kann es nicht wirklich fassen.

"Die Einrichtung ist einfach gehalten," ergänze ich. "Du kannst sie von Zeit zu Zeit gegen schönere, bessere, funktionellere Möbel austauschen, denn du sollst dich hier wohlfühlen. Deine Ideen sollen sich auch hier verwirklichen können!"

Madikwe dreht sich zu mir um und 'fliegt' mir fast in die Arme. Wir küssen uns leidenschaftlich.

*

Wir haben uns in der neuen großen Wohnung gut eingelebt. Madikwes Lieblings-Freizeitbeschäftigung scheint zu sein, den Whirlpool zu benutzen. Als wir einmal gegenläufige Schichten haben, aber ihre Freundin Krotoa Zeit hat, hat sie mit ihr eine 'Poolparty' gefeiert. Nachdem sie mir lächelnd davon berichtet, gebe ich ihr kopfschüttelnd zur Antwort:

"Ich wünsche nicht, dass die Wohnung eine Partylocation mit mehr als zwei Teilnehmern wird!"

Madikwe versucht nun, mir mit zärtlicher Nähe den ernsten Ausdruck aus dem Gesicht zu zaubern. Ich zwinkere ihr zu und ergänze:

"Das meine ich ernst! Wenn jemand aus deinem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis jemals auf eine solche Idee kommt, soll er oder sie sich mit unserem Installateur in Verbindung setzen und sich so etwas ähnliches bei sich zuhause einbauen lassen!"

In der Zwischenzeit hat sie mich entkleidet und mit vielen Küssen dazu bewegt, es geschehen zu lassen. Wir haben einen wunderbaren Nachmittag im Schlafzimmer verbracht.

Am frühen Abend schalte ich den Fernseher ein und scrolle in den Nachrichten. Beim Sport lese ich, dass heute ein Lauf der Männer im Stadion stattgefunden hat. Von 24 Läufern am Start sind nur 19 im Ziel angekommen. Fünf sind unterwegs auf der Strecke geblieben, wegen mehr oder weniger gefährlicher Stürze. Einer der verunfallten Läufer wird wohl nie wieder ein Rennen bestreiten können nach dem gefährlichen Foul eines Konkurrenten.

'Oh,' denke ich und mache Madikwe darauf aufmerksam.

Sie nickt und antwortet:
"Ja, es gibt auch härtere Läufe, als das Letzte im Stadtstadion von Olympia. Wenn es dich interessiert, schau doch mal in die Mediathek. Da kann man sich das Event noch einmal anschauen."

Wir setzen uns in die Couchlandschaft vor dem Riesen-Bildschirm an der Wand und ich rufe die Namen der beim heutigen Lauf verunfallten Sportler auf. Madikwe lehnt sich entspannt an mich. Der Jüngste unter ihnen ist erst 11 Marsjahre und 14 Monate alt. Das wären 22 Erdjahre, rechne ich um.

'So jung und schon das Karriere-Ende vor sich!' denke ich betroffen.

Weiter lese ich, dass der Sportler Ramaphosa heißt. Auch sein Sponsor wird aufgeführt, ganz im Gegensatz zu den Gepflogenheiten auf der Erde, wo man Geldströme möglichst anonym hält. Es ist ein Mister Willows aus Arsia. Ich wende mich an Madikwe:

"Möchtest du, dass wir uns um einen Sportler kümmern."

"Ja, aber von wem redest du?" fragt Madikwe unsicher, weil auf dem Bildschirm immer noch die Liste der Verlierer zu lesen ist. "Etwa von Ramaphosa?"

Sie sieht natürlich das PopUp-Fenster zu Ramaphosa auf dem Bildschirm und kann dessen Inhalt lesen.

"Was versprichst du dir davon? Ramaphosa wird kaum mehr zur Spitze aufschließen können, auch wenn er seine Verletzung auskuriert hat."

"Der Junge ist erst 22 Erdjahre alt! Dann sollte man ihm eine andere Chance geben," stelle ich fest. "Am besten, ich fahre sofort ins Stadtstadion. Kommst du mit?"

"Na klar!" antwortet sie mir.

Natürlich ist Madikwe neugierig auf meinen Gedankengang und wie das Gespräch mit Mister Willows ausgeht.

Wir verlassen unseren Wohnblock Hand in Hand und fahren mit einem Cab zum Stadion. Dort frage ich mich zur Krankenstation durch und informiere mich, auf welchem Zimmer Ramaphosa liegt. In seinem Krankenzimmer treffe ich auch einen Mann in Zivil.

"Mister Willows?" frage ich. Er nickt.

"Würden Sie mich bitte nach draußen begleiten?" frage ich nun.

Ich will den Verletzten nicht irritieren. Draußen auf dem Gang setzen wir uns auf Stühle, dann stelle ich uns dem Mann vor:

"Guten Abend, Mister Willows. Mein Name ist Armstrong und das ist meine Frau. Ich habe eben in den Nachrichten vom Missgeschick ihres Schützlings erfahren. Er hätte ja noch eine lange Karriere vor sich. Eine kurze Frage: Sie sind Ramaphosas Sponsor. Niemand gibt Geld, um nicht irgendetwas dafür zurückzuerhalten. Wenn Ramaphosa irgendwann an die sportliche Spitze aufgestiegen wäre, hätten Sie sich in seinem Ruhm sonnen können. Sie hätten ihn zur Werbefigur ihres Unternehmens machen können. Nun wird er erst einmal ärztlich versorgt. Der Nachrichtensprecher sprach reißerisch von Knochenbrüchen. Ist das richtig?"

Mister Willows lächelt gequält und nickt.

"Ja, das stimmt schon so."

"Das dauert Monate, bis er wieder auf den Beinen steht - und bis er zu seiner Konkurrenz durch hartes Training aufgeschlossen hat. Mit Glück kann er irgendwann in der Gruppe der Besten wieder mitmischen, aber ein Treppchenplatz wird ihm sicher verwehrt bleiben."

"Wie kommen Sie darauf?" fragt Mister Willows provokativ zurück.

"Ich bin extra mit ihnen vor die Tür gegangen, um den Sportler nicht zu verunsichern, aber trotzdem ein ehrliches Gespräch über Chancen und Risiken mit ihnen führen zu können. Sie kennen Ramaphosas Chancen und Risiken sicher selbst und wägen innerlich ab."

"Ich denke, wir warten erst einmal die Behandlung ab. Unsere Sportärzte können Wunder vollbringen!"

"Diese Antwort habe ich erwartet," antworte ich lächelnd. "Immer positiv denken! Was machen Sie aber, wenn sich in einem Jahr herausstellt, dass der Junge keine Chance mehr hat und immer hinterherlaufen muss, sein ganzes Sportlerleben lang?"

"Für diesen Fall hätten Sie eine Alternative, Mister Armstrong?" fragt er lauernd zurück.

"Ich bin mir im Klaren, dass Sie in diesem Fall eine Transferprämie festsetzen würden. Wer sie zu zahlen bereit ist, kann sich dann Sponsor nennen und ist verpflichtet den Sportler finanziell zu unterstützen."

"Das sehen Sie richtig, Mister Armstrong. Wieviel wären Sie denn bereit als Prämie auszugeben?"

"Wieviel ist er ihnen wert?" frage ich lächelnd zurück.

"75.000 Stein!" kommt es, wie aus der Pistole geschossen.

Ich lache kurz auf.

"Müssten Sie das Sponsoring beenden, weil es ihrer Firma schlecht geht, und Sie suchten einen anderen Sponsor, der dann von Ramaphosas sportlichen Erfolgen profitiert, wäre dieser Betrag durchaus angemessen. Nun ist ihr Sportler ein Fall für die Medizin und medizintechnische Produkte. Deren Rechnungen belasten arg seine Bilanz. Ich biete ihnen zwei Wege an:
Wählen Sie, ob Sie ihn weiterhin unterstützen und seine medizinischen Rechnungen bezahlen. Ich zahle Ihnen dann den Restbetrag. Dann erhalten Sie wenig bis gar nichts als Wechselprämie. Im schlimmsten Fall zahlen Sie drauf."

"Und der andere Weg?" fragt Mister Willows lauernd.

"Ich zahle Ihnen 10.000 Stein als Ablöse und übernehme alle medizinischen und medizintechnischen Rechnungen, die in der Zukunft kommen werden!"

"Okay," meint Mister Willows nun. Seine Stirn liegt in Falten. "Sind Sie mit einer Bedenkzeit einverstanden? Ich rufe Sie in den nächsten Tagen an."

Damit erkläre ich mich einverstanden. In den nächsten Tagen erreicht mich telefonisch seine Einverständniserklärung. Anschließend setze ich einen Vertrag auf, den ich ihm zufaxe. Kurz darauf kommt der Vertrag unterschrieben zurück. Von nun an bin ich nebenbei auch noch Sponsor eines jungen Sportlers, der nun erst einmal eine lange Karriere in der medizinischen und physiologischen Therapie vor sich hat.

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